Für Tomb Raider Fans erschafft Eidos Montreal ein wahres Feuerwerk. Objektiv betrachtet gibt es aber trotz allem wenige Punkte, die kritikwürdig sind. Wir verpassen damit nur ganz knapp die Gold-Bewertung – schade!
Einleitung
Shadow of the Tomb Raider wurde am 14. September 2018 (unter anderem) für den PC veröffentlicht. Entwickelt wurde das Spiel im letzten Teil der Reboot Reihe das erste Mal von Eidos Montreal. Zuvor hat Crystal Dynamics die Entwicklung übernommen, aber die beiden Studios haben bereits in den vergangenen Teilen sehr eng zusammengearbeitet – aus diesem Grund ist Shadow of the Tomb Raider (ab hier SOTTR) auch kein „anderes“ Spiel als die letzten Teile geworden – zum Glück.
Story
Die Geschichte knüpft an die Geschenisse im letzten Teil (Rise of the Tomb Raider) an, bei der Lara auf einen Rachefeldzug gegen den Ritterorden Trinity vorgeht. Sie hat erfahren, dass dieser Orden, speziell ihr Anführer Dr. Dominguez für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Beim Versuch das Artefakt vor dem Ritterorden in Sicherheit zu bringen, löst sie aus Versehen den Weltuntergang aus. In SOTTR begibt sich Lara auf die Suche nach einem Artefakt in der Stadt Paititi, um die Apokalypse zu verhindern.
Gameplay
Zum direkten Vorgänger hat sich spielerisch nicht sehr viel verändert. Hier hat Eidos nur wenige Stellschrauben in der Mechanik und dem Umfang gedreht. Das tut dem Spiel an einigen Stellen sehr gut, wie zum Beispiel das neue Seil, mit dem wir uns abseilen und entferntere Klippen und Vorsprünge erreichen können. Neu ist außerdem eine neue Pfeilart für unseren Bogen, mit dem wir Gegner wortwörtlich in die Irre führen können, aber welche Funktion sich genau dahinter versteckt müsst ihr schon selbst erspielen! Ich habe einen 100% Run gemacht inkl. aller Gräber und Geheimnisse.
Tomb Raider typisch gehen wir in der Welt unserer Hauptaufgabe nach und begegnen malerisch schönen Landschaften, die mit viel Liebe gestaltet sind. Natürlich können wir Abseits der Story noch etliche Gräber und andere Point of Interests auf der Karte erkunden. Die Spielmechanik ist gewohnt sehr flüssig und bietet ruhige sowie sehr actionreiche Passagen durch das Spiel verteilt.
Auch der Talentbaum hat es wieder in den letzten Teil der Reihe geschafft. Hier können wir im Lager in drei unterschiedliche Richtungen unseren Schwerpunkt verteilen. Außerdem können wir hier Waffenupgrades herstellen und unser Aussehen verändern. Das Spiel bietet hier einiges an Outfits, die auch diverse Bonis mit sich bringen.
Was hat mir an SOTTR besonders gut gefallen?
SOTTR sieht einfach fantastisch aus – ich kann gar nicht die Details aufzählen, denn praktisch jeder Pixel ist perfekt in Szene gesetzt und lädt zum Verweilen ein. Wir bewegen uns hauptsächlich im Dschungel und Höhlenformationen in den Bergen. Die Immersion ist an vielen Stellen nahezu perfekt umgesetzt. Als Spieler spüre ich die Dichte des Dschungels, habe Respekt, wenn ich die steilen Klippen hochklettere. Ich habe an diversen Stellen Angst, wenn ich in eine unbekannte Höhle oder ein unbekanntes Grab abtauche. Ich habe in fast allen Situationen während des Spiels dem Entwickler geglaubt, was er mir da als Spielwelt verkaufen will.
Kommen wir zum Sound, was für mich persönlich auch ein sehr wichtiges Kriterium darstellt. Die deutsche Synchronisation der Hauptcharaktere ist hervorragend und auch die Effekt-Sounds holen in 5.1 den Dschungel wahrlich ins Wohnzimmer. Angefangen von zwitschernden Vögel bis hin zu den Waffensounds, alles wirkt in sich stimmig und gut umgesetzt.
Kommen wir zum Sound, was für mich persönlich auch ein sehr wichtiges Kriterium darstellt. Die deutsche Synchronisation der Hauptcharaktere ist hervorragend und auch die Effekt-Sounds holen in 5.1 den Dschungel wahrlich ins Wohnzimmer. Angefangen von zwitschernden Vögel bis hin zu den Waffensounds, alles wirkt in sich stimmig und gut umgesetzt.
SOTTR ist wie die Reboot Reihe streng genommen ein interaktiver Film mit vielen Rätselelementen. Die Story ist gut, ja sie ist gut. Ich werde jetzt nicht mehrere Male von Überraschungen oder Cliffhanger aus meinem Hocker gerissen, aber sie wirkt konsistent und das ist in der Reihe auch sehr wichtig. Wir haben in der Reboot Reihe eine wichtige Kernaussage gelernt: Das Böse lernt nie und wird niemals auf diplomatischem Weg kooperieren. Deshalb bleibt der Ausgang der Story zwar von Anfang an relativ transparent, fügt sich aber wie ein gutes Buch in der Erzählung zum Finale als Videospiel ein. Kurzum: Ich habe der Geschichte sehr aufmerksam gefolgt.
Was hat mir an SOTTR nicht so gut gefallen?
Falls einige von euch schon vorab die Wertung erspoilert haben, was gar nicht schlimm ist, hier kommt wahrscheinlich der spannendste Teil, warum es nicht in die Goldliga gereicht hat. In meinem kompletten Playthrough gehe ich Anfangs immer von einer 100% Wertung aus, ziehe dann während Spielverlauf die negativen Punkte mit einer persönlichen Gewichtung ab. Fangen wir bei den Kritikpunkten bei „weniger nervig“ bis „nervig“ an.
Sehr offensichtlich waren hier und da wenige Grafikbugs und Glitches. Ich hatte über den Spielverlauf ca. 4-5 Bugs, die aber nicht weiter gestört haben – abgehakt. Hier ziehe ich einen Punkt ab.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Ausgang der vielen enthaltenen Gräber. Ich habe alle Gräber inklusive der Erweiterungen gespielt und teilweise habe ich nach einem Grab auf Teufel komm raus den Ausgang nur sehr schwer finden können – auch ein Punkt Abzug.
Kommen wir zu den „nervigen“ Dingen. Hier möchte ich mit die Dialogen beginnen, die Lara mit dein Einheimischen während ihrer Reise eingeht. Es wirkt teilweise seltsam, dass unser Charakter Deutsch spricht, die andere Seite aber Spanisch oder eine Art Mexikanisch. Der Dialog wirkt irgendwie nicht glaubwürdig, wenn die Untertitel auf Deutsch eingeblendet werden – ich habe mich immer gefragt: „Wie kann Lara eigentlich das alles verstehen, wenn Sie selbst nicht die Sprachen spricht!?“. Zwei Punkte Abzug.
Ich habe oben die deutsche Synchro bei den Hauptdarsteller erwähnt, denn die ist zweifellos gut, jedoch sind die Stimmen der Gegner teilweise wirklich nervig, wenn sie die Sätze lieblos immer wieder wiederholen, wenn Sie auf der Suche nach uns sind. Zwei Punkte Abzug.
Bleiben wir bei den Gegnern. Die KI bei den Kämpfen können wir hier mit einem Wort abhaken: Dämlich. Ich bin mir bewusst, dass Tomb Raider seinen Fokus nicht auf epische Kämpfe legt, aber wenn die Gegner in scharen lediglich um Ecken auf mich zurennen ist es…halt…dämlich. Zwei Punkte Abzug.
Die letzten beiden Punkte würde ich gerne zusammenfassen. Es sind Sachen, die mich persönlich gestört haben, kann aber der nächste Spieler völlig anders sehen. Im letzten Teil habe ich gehofft, dass ich mein Inventar, zumindest die Waffen, auch Abseits des Lagerfeuers ansehen und verändern kann. Leider können wir z.B. nur den einen ausgewählten Bogen, die eine Sturmwaffe oder Schrotflinte mit uns tragen. Ich kann den Hintergrund verstehen, warum man nicht alles zugänglich gemacht hat – man wollte keine „Baller-mit-dem-Arsenal-auf-alles“ Lara im Spiel haben, aber trotz allem hätte ich mir gewünscht, dass ich wenigstens eine gewisse Auswahl an den Waffentypen wechseln kann, wenn man Sie schon anbietet.
Der letzte Punkt betrifft das Skill- und Upgradesystem. In meinen Augen hätte man diese Mechanik komplett weglassen sollen. Am Ende des Spiels hatte ich noch ca. 21 Fähigkeitspunkte übrig, da ich ab einem gewissen Fortschritt keine Punkte mehr investiert habe. Auch habe ich ab der Mitte des Spiels keine Waffenupgrades gemacht. Warum? Die gesetzten Punkte im Talentbaum fühlen sich insgesamt irgendwie wertlos an. Ich hätte hier wesentlich mehr Gewicht und Auswirkung erwartet. Deshalb habe ich entschieden die Punkte nicht mehr zu vergeben und kam auch so problemlos durch das Spiel. Das ist für mich ein Manko.
So ziehe ich für die letzten beiden Punkte zusammen insgesamt vier Punkte ab.
Fazit
Der „Negativteil“ ist sehr lange geworden. Nicht weil mir das Spiel nicht gefällt, sondern ich die Punkte in diesem Test etwas transparenter aufzählen wollte, die mir nicht gefallen haben.
Eidos schafft auch mit dem letzten Teil der Reboot Reihe die Tomb Raider Fans zu begeistern und in die Lara-Welt einzusaugen. Das gelingt von der ersten Minute an und es macht einfach Spaß sich durch die Welt zu rätseln, hangeln und zu kämpfen. Die Spielmechanik ist so flüssig, dass nur selten ein Gefühl der Downtime entsteht – das bekommen die Tomb Raider Teile so gut hin wie kein anderes Spiel. Am Ende reicht es aber durch wenigen nervigen Kritipunkte in der Summe leider nicht zum Bereich der Goldwertung überhalb der 90. Knapp verpasst!
Motivationskurve
Endlich wieder Rätseln, Springen, Klettern und den Bogen zücken! Ich bin riesig gespannt auf den finalen Teil der Reboot-Reihe und beginne mit einer sagenhaften 95er Motivation. Nach den ersten 20 Stunden pendelt sich der Schnitt bei etwas über 90 ein. Die Welt sieht fantastisch aus, Lara bewegt sich flüssig, die Rätsel haben einen durchschnittlichen, aber sehr passenden Schwierigkeitsgrad und Lara sieht dazu auch noch wirklich gut aus – Komplimente dorthin, wohin Sie auch gehören!
Allmählich wirken sich die kleinen Problemchen wie die Unglaubwürdigkeit der Dialoge, KI der Gegner und die schlechte Synchro der Holz-Gegner auf den Spielspaß. Wir drohen bei 2/3 fast unter die kritische 80er Marke zu rutschen, aber das großartig und actionreich in Szene gesetzte Finale runden das Tomb Raider Feeling ab und heben es am Schluss fast an die Finalwertung von 88 Punkten.
Bewertung - 88%
88%
Ein würdiges Tomb-Raider Finale mit den gewohnt guten Spielelemente der Vorgänger. Für Fans der Reihe ein No-Brainer. Wer die Rose liebt, nimmt ihr Dornen in Kauf. Diese Dornen bei SOTTR tun nicht sonderlich weh, sie stehen der Schönheit der Rose nur manchmal im Weg.