Verlassene Häuser, ekelhafte Spinnen und Monster, erdrückendes Setting und gelungene Gruselmomente – herzlich Willkommen beim Review zu Resident Evil 7 – Biohazard.
Nach den letzten beiden Teilen, die teils für sehr viel negative Pressestimmung gesorgt haben, liefert Capcom endlich das langersehnte Feuerwerk mit dem siebten Teil ab. Doch alles der Reihe nach: Im siebten Teil gibt es ein Novum in der Resident Evil Geschichte, denn wir steuern unseren Hauptcharakter Ethan Winters in der Ego-Perspektive, die dem Spiel eine deutlich stärkere Immersion verleiht und auf jeden Fall ein positiver Kritikpunkt ist.
Story in short
Es ist eine seltsame Nachricht, die unseren Hauptcharakter Ethan Winters am Anfang von Resident Evil 7 erreicht. Seine Frau Mia schreibt ihm, dass sie auf der verlassenen Baker-Farm in der Nähe des US-Örtchens Dulvey sei, tief in den Sümpfen von Louisiana. Ethan solle sie holen. So zögern wir keine Sekunde und machen uns auf den Weg zu Mia, denn schließlich ist sie seit drei Jahren vermisste respektive als tot gemeldet.
Gameplay
Resident Evil 7 bleibt sich ansonsten in seiner Grundmechanik treu – und das ist auch gut so. Ein kleines Waffensarsenal, hier und da ein paar Arzneimittel und die übliche Knappheit an Munition. Unser Inventar am Anfang des Spiels ist sehr knapp bemessen und so müssen wir uns entscheiden, ob wir eine Videokassette mit möglichen wichtigen Hinweisen der Munition oder dem Arzneimittel vorziehen oder nicht.
Außerdem bietet Resident Evil 7 ein sehr vereinfachtes Crafting-System an, auf welches man meiner Meinung nach hätte ruhig verzichten können. Das Crafting im Spiel hat sich über die gesamte Zeit als eher ein lästige Dreingabe kristallisiert. Die einzelnen Crafting-Komponenten rauben sehr viel Inventarplatz und sorgen für Frust, wenn beispielsweise Ethan von Monstern verfolgt wird und man panisch im Inventar noch schnell was herstellen muss. Ganz hoch anrechnen muss man Resi 7 die sehr unterhaltsamen Rätselpassagen. Von einfach bis schwer wird man als Spieler gut gefordert und nutzt alle versteckten Ecken der jeweiligen Level.
Ansonsten ist das Gameplay sehr rund, intuitiv und ohne größere Kritikpunkte zu betiteln.
Look & Feel
Natürlich hat man gerade bei AAA-Titeln sehr hohe Erwartungen an die Optik und diese erfüllt Resi 7 weitestgehend sehr vorbildlich. Die Atmosphäre im ersten großen Haus ist einzigartig, Licht und Schatten gehen Hand in Hand und sorgen für einen ständig erhöhten Ruhepuls – das macht Laune und gibt den richtigen Kick.
Die Technik in Resi 7 arbeitet an vielen Stellen sehr gut faktisch ohne Aussetzer, über den gesamten Spielverlauf gab es keinen einzigen Absturz. Bei der Optik gibt es einen kleinen negativen Kritikpunkt und das sind die Clipping-Fehler bei diversen Monstern. So kommt es zum Beispiel häufig vor, dass Monster direkt vor der Türe warten, aber durch die Tür gewisse Körperteile sichtbar sind. Hier hätte man die Kollisionsabfrage besser gestalten können.
Sound
Eines der wichtigsten Kriterien in einem Horrorspiel bzw. -film ist die Klangkulisse und hier zaubert Resi 7 ein schauriges Feuerwerk, das für langanhaltende Gänsehaut-Momente sorgt. Knarzendes Holz, klappernde Fenster und das Rauschen des Windes lassen uns immer mal wieder kurz und intensiv zusammenzucken – ist hinter Tür jetzt irgendwas oder werde ich schon Paranoia? Hier versteht Resi 7 die optischen Details mit dem richtigen Unterton zu besetzen. Die deutschen Stimmen sind sehr authentisch und wirken zu keinem Zeitpunkt gekünstelt oder fremd.
Fazit
Mag jetzt zwar sehr nach Nostalgie klingen, aber beim Durchspielen von Resident Evil 7 habe ich mir ständig gesagt: „Ja, genau das hat die Serie endlich wieder gebraucht! Super!“. Diese Momente hatte ich in den ersten beiden Dritteln sehr häufig und würde behaupten, dass es nach dem grandiosen vierten Teil wieder ein Resident Evil mit Kultcharakter geworden ist. Vom ersten Moment an ist man im Baker-Anwesen unter Spannung und wird komplett in das Spiel eingesogen. Die einzelnen Abschnitte im Spiel entwickeln ihre individuelle Dynamik und werden nie langweilig. Die sehr gut integrierten Rätsel sorgen für einen angenehmen Gegenpart zum Kampf mit den Waffen. Die Balance stimmt! Auch erwähnt werden muss, wie gut die Ego-Perspektive diesem Spiel tut. Als Spieler fühlt man sich in die engen Flure versetzt und kämpft mit der ständigen Angst, hinter der nächsten Ecke durch einen Jumpscare aufzuschrecken. Diese Immersion gelingt Resident Evil 7 nahezu perfekt.
Resident Evil 7 ist also ein hervorragendes Spiel, für den Riesenwurf reicht es aber leider dann doch nicht. Gerade im letzten Drittel baut das Spiel deutlich ab und endet in einem eher enttäuschenden Boss-Kampf. Für einen Nachfolger wünsche ich mir ein ähnliches bzw. gleiches Rezept, nur mit bisschen mehr Puste im letzten Abschnitt – dann könnten wir tatsächlich die „9“ vor der Wertung sehen! Tolle Arbeit Capcom!
Motivationskurve
Erklärung zur Motivationskurve: In den ersten beiden Dritteln fährt Resi 7 volle Lotte und die Luft zerreißt sich förmlich vor Spannung. Das Baker-Anwesen ist optisch und von der Logik so gut gestaltet, es macht einfach Spaß die dunklen Ecken zu erkunden und sich zu erschrecken. Im letzten Drittel nehmen die reinen Baller-Szenen rasant zu und dem Spiel geht die kreative Puste aus. Der finale Bosskampf kann das sinkende Schiff „Motivation of the Games“ leider nicht mehr retten. Trotz allem eine solide Leistung vom Capcom.
Bewertung - 85%
85%
Grandioser Schocker-Horror aus der Ego-Perspektive - Capcom schnüffelt an den Wurzeln des vierten Teils und liefert endlich die Wiedergeburt der Resident-Evil Reihe. Wenn das schwache letzte Drittel im kommenden Titel berücksichtigt und mit ebenfalls strategischen Abschnitten gefüllt wird, wird das ein großer, sehr großer Wurf!