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Dragon Age: Origins Ultimate Edition

  • RPG

Gut? Jetzt untertreib‘ mal nicht, echt!

139 Stunden und 22 Minuten zählt die Steam-Uhr als ich die Credits von Dragon Age: Origins Ultimate Edition auf meinem Bildschirm verfolge. Es ist ein schöner, erfüllender Moment, aber auch ein klein bisschen Wehmut liegt in der Luft. Das Abenteuer im Land Ferelden hat sein Ende gefunden, viele epische Schlachten wurden geführt, ehrenhafte Freundschaften geschlossen. Man hat das gute Gefühl ein Meisterwerk in der Hand gehabt und durchgespielt zu haben. Herzlich Willkommen zur Review von „Dragon Age: Origins Ultimate Edition“.


Story

Die Verderbnis ist in Ferelden ausgebrochen und die so genannte „Dunkle Brut“ treibt ihr Unwesen im gesamten Land. Der Einstieg für den Spielcharakter ist sehr individuell und auch der Name „Origins“ verrät schon ein kleines bisschen, worum es geht. Wir können unseren Charakter nach einer bestimmten Hintergrundgeschichte erstellen, die auf Rasse und Klasse abgestimmt ist. Allen Haupthelden ist gemein, dass sie früher oder später ein Grauer Wächter werden, dem einzigen Orden, der den Erzdämon und damit die Verderbnis in Ferelden vernichten kann. Durch einen Verrat auf dem Schlachtfeld in Ostagar wurden fast alle Soldaten der Armee von Ferelden auf brutalste Art abgeschlachtet und zusammen mit unserem ersten Gruppencharakter Alistair sollen wir für Recht und Ordnung sorgen und den Verräter zur Rechenschaft zwingen.

Gameplay

Im Spiel steuern wir immer unseren Haupthelden und können uns im Laufe des Spiels weitere Charaktere für unsere Gruppe dazugewinnen. Insgesamt können wir immer mit maximal vier Spielern auf Abenteuerzug gehen. Eine offene Spielwelt gibt es nicht, die Abschnitte sind instanziert und größere Wege können wir mit Hilfe der Weltkarte zurücklegen. Das Spiel und die Kämpfe laufen in Echtzeit ab, während eines Kampfes können wir dann z.B. das Spiel pausieren und jedem Charakter einen eigenen Befehl zuweisen. Das würde aber nur 50% des eigentlichen Gameplays beschreiben, denn „Dragon Age: Origins“ (folgend DAO) bietet eine sehr tiefe taktische Auslegungsmöglichkeit für jeden Charakter. So können wir im „Taktik“ Menü jedem einzelnen Charakter nochmal diverse Kampftaktiken mitgeben. Natürlich ist es sinnvoll, dass der Tank vorne möglichst alle Gegner bindet. Kein Problem: Wir weisen z.B. unserem Krieger-Tank in einer Zeile „Selbst, von mindestens 2 Gegner umringt, dann Bedrohen“. Als Resultat für diese Taktikanweisung versucht unser Krieger in den folgenden Kämpfen damit die Aufmerksamkeit der Gegner auf sich zu ziehen. Ein Gruppenmitglied verliert Lebenspunkte? Dem Heiler weisen wir zu, dass der Zauber „Heilung“ auf denjenigen ausgesprochen werden soll, der z.B. unter 70% Lebenspunkte sinkt. Die einzelnen Gruppenmitglieder haben unterschiedlich viele Taktikzeilen (je nach Klugheit und Talent des Charakters) und können in ihrem Verhalten sehr detailliert ausgelegt werden. Das habe ich so selten bis gar nicht in einem Rollenspiel gesehen – aus diesem Grund habe ich diesen Punkt etwas mehr ausgeführt.

 

Grafik

In einem Rollenspiel von 2009 muss man, was die Optik angeht, natürlich auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Es sind sage und schreibe acht Jahre vergangen und für diesen Altersmalus sieht DAO in meinen Augen noch wirklich sehr ansehnlich aus. Natürlich macht es relativ wenig Sinn, die Auflösung z.B. auf 4K zu stellen, denn hier werden Textinhalte praktisch nicht mehr lesbar. Alles in Allem wirkt die Grafik stimmig, nicht besonders hübsch, aber sehr zweckdienlich. Klingt jetzt negativer als es im Realspiel ist, also kein großes Ding. Außerdem muss man anmerken, dass DAO ein relativ hohe Gewaltdarstellung beinhaltet: Es fliegen Arme und Köpfe lustig durch die Gegend, unsere Charaktere werden in den gut inszenierten Cutszenen blutüberströmt dargestellt. Allein mit den so genannten „Finishing Moves“ während dem Spiel hätte man ein wenig sparsamer haushalten können. Wenn unser Charakter nämlich in den fiesen Oger reinspringt, um das Gesicht von diesem Umwesen zu zerfetzen, läuft das restliche Spiel im Schneckentempo weiter und unser Charakter nimmt keine anderen Befehle an.

Steuerung, alles logo oder?

Die Maus- und Tastatur Steuerung funktioniert weitgehend problemlos. Ganz im klassischen Sinn können wir einzelne Gruppenmitglieder einzeln oder mit einem Rahmen auswählen und mit einem Rechtsklick die Befehle wie Gehen oder Angreifen aktivieren. Einzig die Kamerasteuerung ist manchmal bisschen fummelig und erfordert Einarbeitungszeit. Hier ist mein Kritikpunkt, dass man das Hauptgeschehen im Kampf manchmal aus dem Fokus verliert und sich zurechtsuchen muss. Das ist aber letztlich Jammern auf kleinstem Terrain.

Ein Wort zu den Quests und der Spielzeit

Erzählerisch ist DAO eine wahre Perle unter den Rollenspielen. Trauer, Angst, Wut, Freude, Liebe, Enttäuschung – noch nie hat ein Rollenspiel so viele unterschiedliche Gefühle in einem Gesamtkonstrukt in mir ausgelöst. Die Hauptquest ist wie ein fesselndes Buch geschrieben, als Spieler werden wir förmlich in die Story reingesogen und verkörpern von nun an den (hoffentlich) erfolgreichen Retter Fereldens. Apropos das Buch ist ein gutes Stichwort, alle Leseratten aufgepasst! In DAO gibt es ein „Kodex“ in dem die unterschiedlichsten für Gefährten, Orte, Monster und Sonstiges eingetragen werden. Wenn man dieses Thema mit dem Lesen wirklich weit spannt, kann man wahrscheinlich mindestens 15-20 Stunden alleine mit dem Lesen des Kodex verbringen. Hier merkt man DAO ganz stark an, wie viele Liebe für Detail eingeflossen ist. Der aufmerksame Leser hat in meiner Einleitung bereits meine relativ hohe Spielzeit gesehen, und den Hinweis auf die Ultimate Edition. Die Ultimate Edition bietet neben dem Hauptspiel noch einige sehr interessante Nebenmissionen und extra Kampagnen an, die das Spiel völlig abrunden und zu einem epischen Abenteuer machen. Aus diesem Grund hat sich bei mir die Spielzeit jenseits der 130 Stunden eingependelt. Dabei hat Bioware darauf geachtet, dass sich auch z.B. Nebenmissionen gut in die Hauptstory integrieren. Natürlich gibt es auch Quests, bei denen wir irgendwas in einer bestimmten Anzahl sammeln und zu einem Questgeber zurückbringen sollen, aber diese Quests kann man an einer Hand abzählen.

Was hat mir besonders gut gefallen an DAO?

DAO hat bei mir dieses Mittendrin-Gefühl sehr stark ausgelöst. Die Bindung zu meinem Hauptcharakter wurde sehr rasch sehr intensiv und das hat sich während dem gesamten Spielverlauf linear gesteigert. Bei den vielen (sinnvollen) Dialogoptionen kann man so entscheiden, wie man es vielleicht auch im realen Leben tun würde. Hier habe ich sehr gerne vor dem Bildschirm verweilt und mir die mögliche Antwort sehr lange und genau überlegt, weil ich wusste, dass meine Entscheidung Konsequenzen mit sich tragen wird. Außerdem hat DAO das Kampfsystem sehr gut gelöst. Die optimierbare KI (über die Taktizuweisungen) machen DAO zu einem richtigen Taktikkracher, was Kämpfe und Charakter-Feintuning angeht. Jeder Spieler kann sich seine Gruppe und das Verhalten der Gruppe individuell auslegen und einstellen. So kann ich die klassische 0185-Kombo aus Tank, Heiler, Range (Fernkampfcharakter) und DD (Damage Dealer) spielen oder bin etwas mutiger und stelle nur einen massiven Tank mit drei DD in die Konstellation. Hier bietet DAO dem Spieler seine Freiheit und zwingt ihn nicht in ein bestimmtes Korsett. Fast hätte ich es vergessen: Die legendären Gespräche unter unseren Gruppenmitgliedern! Alleine aus diesem Grund sollte man definitiv verschiedene Klassenkombinationen mit auf die Reise nehmen. Diese Gespräche darf und sollte NIEMAND verpassen.

Was hat mir an DAO eher weniger Gefallen?

Erstaunlicherweise muss ich wirklich lange überlegen, was mir im Spielverlauf negativ aufgefallen ist. Ein paar Punkte bekomme ich zusammen, aber das wird nicht viel. Ich habe das Gefühl gehabt, dass einige Passagen in der Quest-Line etwas in die Länge gezogen wirkten. Hier hätte man die Handlung vielleicht bei halbierter Dauer durchspielen können. Ich hatte in einem Abschnitt zuvor die manchmal fummelige Kamerasteuerung angesprochen. Ich konnte mich nicht zu 100% an diese Steuerung gewöhnen, aber das ist sicher eine persönliche Sache. Ansonsten hatte ich praktisch und faktisch keine nennenswerten Bugs oder Abstürze.

Fazit

Wem könnte man jetzt DAO dringlichst empfehlen? Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten: Wenn ihr gerne mehrere Stunden in Baldurs Gate und / oder Icewind Dale verbracht habt und nicht genug von diesen Spielen bekommen könnt, werdet ihr euch in DAO sofort verlieben, da lege ich meine Hand ins Feuer. DAO vereint eine hübsche Optik und Tiefe in einem sehr intensiven Rollenspiel. Ihr werdet ein Gefühlskarusell durchfahren, Höhen und Tiefen, traurige wie glückliche Momente erleben. Wenn ihr so nah am Wasser gebaut seid wie ich, dann werdet ihr auch mal eine Träne spüren, keine Sorge. DAO hat bei mir ein ähnliches Gefühl wie vor einiger Zeit bei „System Shock 2“ ausgelöst – das Gefühl, in einem der besten Rollenspiele teilgenommen zu haben.

Motivationskurve

Alleine die Charaktererstellung löst so eine große Grundmotivation aus, dass man hier mit einem sehr hohen Wert ansteigt. Nach den ersten 10 Stunden hat man die Story voll angenommen und schwimmt auf einer Welle der Erfüllung. Die hervorragende Quest-Line zusammen mit den taktisch anspruchsvollen Kämpfen und den außergewöhnlich guten Dialogen führt zu einer konstant guten Stimmung. Im letzten Drittel kann DAO sogar nochmal ein bisschen nachziehen und bleibt überhalb der 90 Punkte Linie. Wer DAO nicht spielt, hat entweder sehr gute Gründe (Genre passt nicht) oder verpasst eines der besten Rollenspiele. Danke Bioware.

Bewertung

Bewertung - 91%

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