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Death Stranding – Isolation hat sich noch nie so gut angefühlt

Einleitung

Death Stranding wurde am 14. Juli 2020 veröffentlicht und ist ein Spiel des japanischen Entwicklerstudios Kojima Productions. Es ist ein Open-World Spiel im Action-Adventure Genre, in dem viele bekannte Schauspieler wie z.B. Norman Reedus, Mads Mikkelsen, Léa Seydoux oder Margaret Qualley ihren Einsatz finden.

Story

Die Zivilisation ist durch die Death-Stranding zusammengebrochen und durch viele Explosionen sind die Städte weitestgehend zerstört. Im Namen der UCA (United Cities of America) hat unser Protagonist Sam Porter Bridges, gespielt von Norman Reedus, die Aufgabe, die Gesellschaft wieder zu verbinden und die Menschheit vom Aussterben zu retten. Dabei übernehmen wir die, oft fälschlich belächelte, Aufgabe eine Paketzustellers, bei dem wir lebensnotwendige Materialien an die entlegensten Ecken der Spielewelt liefern. Die Death-Stranding haben zudem zu einer Änderung der Umwelt geführt und so müssen wir uns von Zeit zu Zeit mit so genannten Time-Falls (Zeitregen, der zum schnellen Altern führt) und den BT (beached things, gefährliche mysteriöse Wesen aus der Welt der Toten) auseinandersetzen müssen.

Vorwort vor dem Gameplay

Ich kann mich sehr gut an den Release von Death Stranding erinnern. Ich hatte das Spiel nicht direkt auf dem Schirm und habe eher passiv auf den Spieleseiten mitgelesen. Mir fiel damals auf, dass die Spielerschaft in den Kommentaren einen deutlichen Konsenz zu einem “Paketbotensimulator” gefunden hat. Natürlich konnte ich das nicht einschätzen, habe mich vielleicht auch ein bisschen davon beeinflussen lassen. Irgendwann fiel das Spiel aus meinem täglichen Sichtbereich der veröffentlichten Artikel und geriet in Vergessenheit – bis Epic sich entschied, das Spiel im Mai 2023 kostenfrei anzubieten.

Über die Weihnachtszeit habe ich ca. 3 Wochen Zeit durch Betriebsruhen und Resturlaub und so startete ich mein Projekt, meine Pile of Shame von A-Z durchzuspielen oder aber auch anzuspielen, falls mir die Spiele bedingt zusagen. Angekommen bei D, strahlte mich Death Stranding an und ich entschied, meine eigene Meinung über das Spiel zu bilden. Was danach passiert ist, kann ich nur schwer in einem Spieletest zu Wort bringen. Ich werde hier wahrscheinlich nur 20% von dem schreiben können, was ich ingame erlebt habe, aber vielleicht reicht es Euch für eine subjektive Einschätzung.

Gameplay

Das Spiel beginnt relativ unscheinbar mit einem Pakettransport, den wir erledigen sollen. Also ja, es ist wohl ein Paketsimulator im Kern. Oder doch nicht? Die erste Stunde verstehe ich noch nicht ganz, was das alles soll. Die Städte Amerikas sind durch die Death Stranding voneinander entkoppelt, unser Protagonist hat aber wirklich so gar keine Lust, Amerika zu verbinden – der Charakter wird übrigens grandios von Norman Reedus verkörpert – ich hätte mir keinen besseren Schauspieler für diese Rolle vorstellen können.

Wir starten an einem Terminal im Hauptknoten (nennen wir es Hub) und nehmen Aufträge an. Laden unser Gepäck auf und laufen gen Ziel. Death Stranding hat eine open world, die aber so untypisch ins Gameplay einschlägt, das ich bisher bei keinem anderen Spiel erlebt habe. Zugegeben, es gibt auf der Karte an sich nicht viel zu entdecken, da die Welt nicht an jeder Ecke mit irgendeiner spannenden Story oder etlichen Details mit Leben gefüllt ist.

Die open world in Death Stranding ist das meisterhafte Werkzeug, welches Kojima benutzt, um das oft belächelte “Pakete liefern” zu einem unverwechselbaren Erlebnis macht. Ich empfehle euch an der Stelle dringend einen Controller zu benutzen, erst dadurch entwickelt das Spiel sein wahres Potential.

Beim Aufladen unserer Pakete müssen wir nicht nur drauf achten, dass wir Sam nicht überladen. Stattdessen müssen wir beim Transport tunlichst unsere Schritte wählen, damit wir die perfekte Balance halten und die Pakete nicht zum Beispiel durch einen Sturz beschädigen.

Wir müssen uns bei unseren Lieferwegen nicht nur mit der teils komplizierten Geographie beschäftigen, so genannte Beach Things (BTs) und andere MULEs machen uns zusätzlich das Leben schwer – ganz zu schweigen von dem bereits genannten Time Fall, der unsere Ausrüstung und Pakete beschädigt.

Nein, es gibt keinen Skilltree oder blinkende Quest-Marker, aber ein recht ausgeklügeltes Crafting-System. Die gesammelten Ressourcen sind nämlich nur dort erhältlich, wo wir sie auch wirklich abgeliefert haben. Dafür hält das Spiel ein Recycling-System parat, bei dem wir Rohstoffe und nicht mehr benötigte Gegenstände in den jeweiligen Knoten recyclen können – und auch nur dort sind diese Ressourcen spezifisch verfügbar. Diese Mechanik vermittelt einem das Gefühl von richtigem Fortschritt, wenn wir uns von Ost nach West durcharbeiten.

So können wir dann zum Anfang des Spiel erstmal nur einfache Leiter und Postboxen setzen. Ich darf nicht zu viel verraten, aber der Umfang der herstellbaren Gegenstände wird sich verändern und damit auch Eure Sicht auf das Spiel. Das verspreche ich!

Was hat mir an Death Stranding besonders gut gefallen?

Die Atmosphäre ist es. Ihr müsst dem Spiel schon eine gute Stunde, oder vielleicht auch zwei lassen, damit dieser magic moment eintrifft. Falls es euch nach dieser Zeit nicht gepackt hat, dann seid ihr vielleicht für diesen Zauber von Death Stranding nicht empfänglich – was nicht weiter schlimm ist.

Mich hat nicht der amerikanische Patriotismus gefesselt, sondern vielmehr, dass meine Taten eine echte Auswirkung auf meine Umwelt haben. Das Spiel bietet keinen echten Multiplayer, sondern eine für mich sehr neue Art ein Spiel mit anderen zu erleben: Das Social-Strand System. Bauten von anderen Spielern werden zum Beispiel erst sichtbar, wenn wir diesen bestimmten Bereich mit dem Netzwerk der UCA verbinden. Davor müssen wir uns auf eigene Faust durchschlagen und unsere eigenen Helferlein errichten.

Es fühlt sich einfach befriedigend an, wenn man eine Leiter oder eine gewaltige Brücke an einen sehr nützlichen Spot setzt und andere im Social-Strand System auch davon profitieren. Andere Spieler können uns dann im Gegenzug Likes (wie damals bei Facebook, gibt’s das noch!? :D) verteilen oder sogar mit Ressourcen helfen, die Struktur upzugraden.

Aber die Atmosphäre von Death Stranding ist es, die eine sehr eigenartige Magie versprüht. Noch nie hat sich die Isolation auf einem schneebedeckten Berg am Rande der Verzweiflung so gut angefühlt, wenn das Medizinpaket nach einer 30 minütigen Odyssee doch noch unversehrt bei der Person ankommt, die es so dringend benötigt. Von solchen Momenten gibt es vor allem ab dem zweiten Drittel unzählig viele – diese Momente haben mich immer motiviert weiter zu machen. Bis zum Westen!

Was hat mir an Death Stranding nicht so gut gefallen?

Ich bin eine Inventar-Schlampe, das gebe ich hier an der Stelle offen zu und ein Kritikpunkt an Death Stranding ist das etwas umständliche Menü. Man muss tatsächlich relativ oft ins Inventar- oder Aufgabenmenü rein und hier wird es sehr schnell, sehr fummelig und unübersichtlich.

Ein weiterer Punkt, der mich persönlich gestört hat, war das relativ kampflastige letzte Drittel. Das Spiel hat zumindest im gesamten Verlauf einen nicht so wirklich darauf vorbereitet, dass es so vollgepackt mit Action ausläuft. Hier hätte ich mir persönlich einen etwas seichteren Abgang gewünscht.

Der Text der Kritikpunkte hört bei mir wirklich hier auf. Es gibt nichts mehr zu sehen, bitte geht weiter 🙂

Fazit

Ich kann verstehen, warum Death Stranding ein so spaltendes Spiel ist, aber alle Bedenken, die ich davor hatte, werden letztendlich durch die Großartigkeit dieser…Paketlieferungen durch die weitläufige und nicht verzeihende Wildnis zunichte gemacht. Es ist ein unglaublich langsames Spiel mit einer geradezu lächerlichen Menge des Backtrackings, besonders gegen Ende. 

Doch irgendwie hat es mein Interesse die ganze Zeit über geweckt. Zugegeben, ein schwerfälliger, nachdenklicher Liefersimulator wird für viele Menschen ein schwerer selling point, aber wenn ihr Spiele schätzt, die sich dem Genre widersetzen, Geduld belohnen und keine Angst haben, seltsam zu werden, ist Death Stranding eine wilde Fahrt, die sich lohnt, auch wenn ihr dabei oft stolpert und Eure Ladung verliert.

Motivationskurve

Die Motivationsskurve ist fast so wild wie mein Emotionsverlauf während des Durchgangs. Am Anfang war ich nur so milde motiviert, ich hatte keine großen Erwartungen an das Spiel. Mein Hauptziel war ja die cherry picks aus meiner Pile of Shame mal durchzuarbeiten – wenn ein gutes Spiel dabei ist, umso besser. Dann wurde ich zumindest gut unterhalten.

Death Stranding hat mich aber innerhalb der ersten 6 Stunden so positiv aufgewühlt, dass meine Motivation einen heftigen Schub über die 90 Punkte Marke bekommen hat. Es hat sich dieses Gefühl von Gemeinschaft ausgebreitet, mit dem Ziel die gesamte Welt miteinander zu verbinden. Death Stranding schafft es hier den Spieler immer zu den richtigen Momenten zu belohnen und ihn weiter zu treiben.

In der Mitte des Spiels hat sich das Prinzip nur wenig abgenutzt, die Laufwege wurden ein bisschen länger und da ich eigentlich kein großer Fan des Backtrackings bin, hat sich das auch in meiner Motivation gezeigt.

Erklärung zum letzten Drittel, dem Aufstieg und Abstieg des Berges: Das letzte Gebiet mit viel Schnee (ich will es wirklich nicht spoilern) hat mich im gesamten Verlauf am meisten überzeugt, weil man hier wirklich das Gefühl der Isolation und des auf sich allein gestellt seins am meisten gespürt hat. Der lineare Abfall zeigt gegen Ende das für mich zu actionlastige Finale – das hätte es für mich gar nicht gebraucht.

Weil ihr es bis zum Schluss durchgehalten habt, hier noch wirklich die harten Fakten zu meinem Playthrough – pics or it didn’t happen!

Bewertung - 86%

86%

Death Stranding ist ein Spiel für Entdecker und Macher, die das besondere Erlebnis suchen. Kojima erschafft seine eigene Welt in einem Spiel nach genau seinen Vorstellungen und lässt den Spieler in eine völlig unbekannte und seltsame Welt, in dem es um so viel mehr geht, als nur ein Paket von A nach B zu transportieren.

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