Einleitung
Darkwood ist ein Survival-Horror Spiel aus der Top-Down Kameraperspektive und wurde von Acid Wizard Studio entwickelt und veröffentlicht. Die Vertriebsplattform dafür war zunächst ein Early-Access Release auf Steam im Jahr 2014, drei Jahre später erfolgte dann der final Release ebenfalls auf Steam.
Story
Wir sind irgendwo in einem düsteren Wald, wissen vom Prolog nur, dass es in der Volksrepublik Polen ist (laut Entwickler im Sowjet Block). Der Wald breitet sich aus, macht die Menschen zu seinen Gefangenen. Es wurde eine Gruppe mit dem Namen „The Outsiders“ in die Wälder geschickt, um die Menschen aus dem Wald zu retten, den Wald selbst zu untersuchen, Tunnelsysteme zu errichten, um einen Weg in und aus dem Wald zu erschaffen. Zum Zeitpunkt im Spiel sind von diesen „Outsiders“ keine Truppen mehr da – verschollen oder getötet.
Gameplay
Darkwood ist ein quasi Open-World Spiel aus der Top-Down Perspektive. Warum „quasi“ Open World? Bei jedem Durchgang wird die Welt zufällig generiert, ist aber in diverse Abschnitte (ich lasse die Zahl hier bewusst aus, um keine Spoiler zu veröffentlichen!) geteilt. Im Story Fortschritt können werden uns erst die jeweiligen Abschnitte freigeschaltet, deshalb das quasi.
Was machen wir sonst in Darkwood? Wir zählen also die klassischen Mechaniken eines Survival-Spiels auf: Tag / Nacht Zyklus, Crafting, Handel mit NPC, ein Skillsystem, Schleichen und Kampfaktionen und eine Story, die auf Spielerentscheidungen basiert und sich dahingehend aufbaut.
Während der Tagphase kümmern wir uns sprichwörtlich um das nackte Überleben, denn anfänglich haben wir keine Ressourcen. Unsere Bleibe könnte hier und da neue Bretter und Nägel vertragen, der Generator hatte auch schon mal bessere Diesel-Füllstände erlebt, ach ja, die Säge möchte natürlich auch noch mit Diesel befeuert werden. Kaum im Spiel und gleich so ein Druck!
Dieser sehr glaubhaft erzeugte Druck ist ein gutes Mittel, denn das Spiel versucht uns ganz deutlich zu machen, dass die Nacht ausschließlich dafür genutzt wird zu überleben. Punkt. Draußen heißt: Sicherer Tod. Punkt.
Alles klar, das hat man als Spieler verstanden und beschränkt sich bei den täglichen Scavenging-Runs wirklich nur auf das nötigste, und natürlich was das Inventar zulässt. Ist die Glasflasche jetzt wirklich so wichtig oder muss ich mit den Brettern die ganzen Türrahmen im Shelter reparieren? Wichtige Fragen eben 🙂
Wenn wir die besagte Nacht überleben, erlangen wir Ansehen / Ruf beim Händler und können damit Gegenstände handeln. Bei einem Tod bekommen kein Ansehen und müssen auf die hoffentlich nächste erfolgreiche Nacht warten.
Stichwort „Tod“: Höhere Schwierigkeitsgrade haben höhere Strafen für den Tod, wie den Verlust von Leben oder den permanenten Tod.
Was hat mir an Darkwood besonders gut gefallen?
Die Atmosphäre und die Sounduntermalung sind jenseits von überragend. Anfänglich habe ich mich über die pixelige Top-Down Grafik lustig gemacht. Nach der ersten Nacht wurde ich aber entsprechend geerdet und mir wurde das Fürchten gelehrt.
Um 0:12 Uhr zieht draußen ein kräftiger Wind, der Holzboden drei Zimmer weiter knarzt. Moment, warum knarzt der Boden? Ich höre Schritte. Sie kommen näher! Panik macht sich breit. Dann ist Stille – 5 Sekunden, die die Welt bedeuten. Ich halte im real life meinen Atem an (anscheinend hat es mich gepackt :D). Mit drei lauten Schlägen kracht es in der Tür. Und weiter, und weiter, und weiter. So geht es die nächsten 27 Tage, wo ich zwischen der Schwelle des wahnsinnig Werdens hin und her springe.
Man muss wirklich die dichte und sehr gute Atmosphäre in Darkwood so hervorheben, denn dieses Spiel lebt hauptsächlich davon. Ich habe nach der Amnesia-Reihe (fairerweise nur The Dark Descent) kein Horrorspiel erlebt, das dieses Grauen und den subtilen Aspekt so deutlich macht.
Was hat mir an Darkwood nicht so gut gefallen?
Ich habe oft irgendwelche Parallelen zu den From Software Titeln bei der Story gezogen, denn so richtig war mir leider im Verlauf des Spiels nicht klar, an welcher Stelle ich gerade im Fortschritt stehe.
Es passieren sehr viele Dinge zur gleichen Zeit und die einzelnen Story-Stränge haben nur wenig miteinander zu tun. Hier ist die open World ein Fluch und Segen zugleich. Durch den non-linearen Verlauf hat man teilweise so viel während dem Tag zu tun, dass man die Hauptstory nicht richtig vorantreiben kann. Das hängt aber auch sicher vom individuellen Spielstil ab.
Ich bin mehr so der „Ich muss jeden Zentimeter der Map erkunden“ Spieler.
Teilweise fand ich die Kämpfe sehr chaotisch und unfair. Die Gegner sprinten schneller als ich und schlagen mit einer sehr hohen Frequenz zu und wir segnen das Zeitliche. Auch finde ich, dass unseren Waffen eine deutlich höhere Lebensdauer gut getan hätte.
Wenn Mitten im Kampf nach 5 Schlägen unser Brett mit Nageln kaputt geht, sehen wir ziemlich alt aus, denn das Spiel gibt hier einem keine Zeit sich im Inventar eine neue Waffe in die Schnellzugriffs-Leiste zu packen.
Fazit
Ich muss an dieser Stelle mal eine Lanze für Epic-Games brechen. Aus den Gamer-Kreisen höre ich zu 80% nur Spott und Sätze wie „Ahh wieder kostenlos, wird eh nicht gespielt lol“.
Wenn man sich Mal die Mühe macht und meine Review-Historie durchschaut, wird man schnell feststellen, dass eine große Anzahl der Spiele aus dem kostenlosen Epic-Angebot stammt und so schlecht waren die Spiele bisher wohl auch nicht.
Zurück zu Darkwood. Ich hatte wirklich keine Erwartungen an das Spiel. Es war mehr diese klassische Aktion, die ich bei mir in den letzten Monaten öfter beobachte: Ich habe ein Spiel durchgespielt und sitze um 23 Uhr vor meinen Spielebibliotheken. Plötzlich wird nach Bauchgefühl ein Spiel ausgewählt und los geht’s.
Auch so passiert mit Darkwood und nach 21 Stunden, 14 Minuten und 25 Sekunden kann ich bestätigen: Ich fühle mich gut gegruselt und hervorragend unterhalten. Die Atmosphäre ist trotz der zunächst völlig zu unrecht veurteilten top-down Perspektive ab der ersten Sekunde spürbar, hier muss man dem Sound-Engineer wirklich alle Hüte ziehen – er lief bei der Entwicklung sicher außer Konkurrenz.
Hier und da ein paar Schwächen in der Story und der Kampfmechanik. Insgesamt bleibt eine gute Horror-Erfahrung, an die ich mich gerne zurück erinnern werde.
Motivationskurve
An dieser Stelle muss erneut erwähnt werden, dass ich natürlich bei Horror-Games eine gewisse Affinität aufweise und in den ersten zwei Stunden wirklich sehr hyped war. Hierdurch lässt sich die sehr hohe Motivation von 90 Punkten erklären.
Danach sehen wir eine sehr lange, konstante Linie, die nach etwa 10 Stunden Spielzeit deutlich unter 80 Punkte Marke einbricht. Ich versuche das spoilerfrei zu verdeutlichen: Ab einem Kapitelwechsel hatte ich das Gefühl, dass das Spiel deutlich an „Unfairness“ zugelegt hat. Für mich hat es sich bis zum Ende etwas unnatürlich angefühlt und Unfairness kenne ich zu Genüge aus ca. 1500 Stunden Dark Souls Erfahrung 🙂
Im „zweiten“ Abschnitt ab der 10. Stunde bleibt die Motivation praktisch konstant auf einem niedrigen 70er Niveau. Für mich hat die Story keine spannenderen Momente mehr (als zu Beginn) erzeugt, weshalb wir unseren täglichen Routinen nachgehen und den Credit-Screen sehen.
Bewertung - 78%
78%
Eine neue Perle unter den Horror-Games? Zur Perle fehlt noch ein bisschen was an Konsistenz und Story-Schmackes, aber wer einen außergewöhnlichen Survival-Horror mit einer sehr eigenartigen Kameraperspektive sucht, ist mit Darkwood an der perfekten Stelle. Man sollte es ausprobieren!