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Amnesia: A machine for pigs

Ich habe mich so sehr gefreut, als ich Amnesia: A machine for pigs in meiner Epic Games Bibliothek installiert habe und endlich losstarten konnte. Die Erwartungen waren natürlich schon durch die beiden Vorgänger „The Dark Descent“ und dem Urvater „Penumbra“ relativ hoch angesetzt. Ich habe mich ganz besonders auf bedrückenden Horror, eine kranke und umwobene Story und die Liebe zum Detail gefreut – habe ich all das mit „A machine for pigs“ bekommen? Das klären wir auf!

Einleitung

Amnesia: A Machine for Pigs ist ein Survival-Horror-Computerspiel und wurde im September 2013 von Frictional Games veröffentlicht. Der Publisher wurde, wie bereits oben erwähnt, vor allem durch „Penumbra“ bekannt und zeichnete dadurch einen stilistischen besonderen Weg im Horror-Genre.

Story

Warnung: Ich werde die Story kurz anreißen und dann am Ende einen Spoiler hinzufügen, bei dem ich meine Interpretation der gesamten Story nach dem Playthrough erläutere. Diesen Teil auf eigene Gefahr anklicken oder als Meinungsquelle, wenn ihr das Spiel selbst bereits durchgespielt habt.

Vorab muss ich sagen, dass die Erzählung der Story wirklich sehr symbolisch abläuft. Dieser Stil ist jedoch für „The Chinese Room“ typisch und war in ähnlicher Form bei den Vorgängern bereits so. Wir verkörpern im Spiel die Figur von Oswald Mandus, der in seiner Villa aufwacht und sofort viele Gedächtnislücken und sich fast an nichts erinnern kann. Das einzige Häppchen, welches wir am Anfang des Spiels als Info bekommen ist, dass er nach einer „desaströsen“ Reise von Mexiko heimgekehrt ist. Warum er diese Reise gemacht hat weiß er nicht mehr und es gibt keine Details dazu.

Während wir unsere ersten Schritte in typischer Amnesia Manier durch die düstere Villa machen, hören wir immer wieder die Stimmen der beiden Söhne von Mandus, denen wir durch die Zimmer und Geheimgänge folgen. Im gesamten Spielverlauf setzen wir uns das Ziel, unsere Söhne zu finden und die Erinnerungslücken irgendwie zu füllen. Natürlich wäre ein Amnesia ohne Monster kein echtes Amnesia und auch bei „A Machine for Pigs“ gibt es eine bestimmte Spezies von Monster – die so genannten „Manpigs“, also Menschenschweine.

Grafik & Sound

Wenn Amnesia in der Vergangenheit etwas wirklich gut konnte, dann war es definitiv die Erschaffung einer bedrückenden und düsteren Atmosphäre und auch in diesem Spiel hat es „The Chinese Room“ geschafft, eine einzigartige Kulisse zu entwickeln, die den Spieler direkt nach den ersten Sekunden das Gruselgefühl vermittelt. Erwartet bei der Grafik kein Triple A, denn das ist es definitiv nicht.

Ja, es gibt viele matschige Texturen, hier und da passt vielleicht die Beleuchtung nicht, aber was mir ganz speziell bei Amnesia wichtig war und ist: Das Gesamtbild muss in sich stimmig sein und genau das ist hier wieder der Fall. Das Stichwort heißt hier ‚Immersion‘: Ich kaufe dem Spiel ab, dass mein Charakter sich dort befindet, was mir auf dem Bildschirm angezeigt wird. Ich wache also in der gruseligen Villa auf und habe sofort ein schreckhaftes, nervöses Gefühl, wenn ich durch die engen Flure gehe und das Knarzen des Holzes meine Haare aufstellt.

Damit wären wir auch gleich beim zweiten Punkt: Der Sound. Es gab im Spiel keine Sekunde, an der ich an der Audio hätte irgendetwas kritisieren können – ja ok, vielleicht als ich vor Schreck nach einem Jump-Scare das halbe Haus mit einem Schrei aufgeweckt habe. In solchen Momenten habe ich den brillianten Sound über die Kopfhörer einfach nur verflucht und wollte ALT + F4 drücken, weil meine Gruselschwelle schon deutlich überschritten war. Was ich damit sagen will: Egal, ob die wunderschöne Musik oder die einzelnen Soundeffekte – alles passt zu Amnesia und es trägt unfassbar viel zur Atmosphäre und der Glaubwürdigkeit bei.

Gameplay

Es hat sich von der Mechanik im Spiel zum Vorgänger nichts geändert. Wir können weiterhin mit der linken Maustaste mit Türen und Sonstigen Dingen interagieren. Wir können sprinten und uns ducken, nach links und rechts lehnen. Man könnte gerade beim Gameplay dem Spiel wahrscheinlich am meisten Kritik zuweisen, denn streng genommen ist es ein durchschnittlicher Walking-Simulator mit den einfachsten Rätseln, die man wahrscheinlich auch mit 2 Promille Nachts um 3 Uhr noch lösen kann. Auch bei der deutschen Übersetzung haben sich einige Fehler bei den Texten eingeschlichen. Die Sprachausgabe ist in Englisch, die sehr gut gelungen ist, aber da die Geschichte selbst schon relativ kompliziert aufgetischt wird, machen die Fehler in der Lokalisierung das wahrlich nicht einfacher.

Beim Gameplay habe ich mir vorab nur eine Frage gestellt: Erreicht oder übertrifft „A Machine for Pigs“ diese Horror-Atmosphäre von „The Dark Descent“? Und diese Frage kann ich nach ca. 11 Stunden Spielzeit mit einem klaren „Nein“ beantworten. Abseits der Story, die einem zwar nicht offensichtlich auf dem Silbertablett präsentiert wird, aber einen doch mitreißt, weil man unbedingt wissen möchte, was zur Hölle eigentlich passiert ist, gibt es leider nur sehr wenig Horror im Spiel – für mich persönlich irgendwie enttäuschend und nicht verständlich.

Wer den letzten Amnesia Teil kennt, weiß, dass gerade die Begegnung mit Monstern den Pulsschlag in die Höhe treiben. Hier geizt „A Machine for Pigs“ gerade am Anfang sehr sehr lange mit der ersten Begegnung und am Ende kann man die Jump-Scares oder Horror-Momente mit den „Schweinemenschen“ leider nur an zwei Händen abzählen – da hätte mich vor allem im Nachfolger eine deutliche Steigerung bzw. ein Gleichziehen gewünscht.

Fazit

Ich liebe Amnesia und habe den letzten Teil direkt an einem Abend durchgespielt, aber mir fällt es nach dem Durchspielen schwer eine klare Empfehlung auszusprechen, denn es gibt einfach doch viele Punkte, die mich gestört haben. Fakt ist, das Spiel bleibt seiner atmosphärisch dichten Ausrichtung treu, vernachlässigt aber den Anteil des Horrors zum Großteil. Es gab nur eine handvoll gruseliger Momente, an die ich mich erinnere, die auch sehr gut umgesetzt wurden, aber dazwischen war es tatsächlich ein mittelmäßiger Horror-Walkingsimulator.

Motivationskurve

Bei mir hat sich tatsächlich in den ersten 1-3 Stunden am meisten getan hinsichtlich Motivation. Anhand der Kurve kann man deutlich erkennen, dass die anfänglich relativ hohe Motivation stark abfällt und das liegt bei mir hauptsächlich daran, dass das Erscheinen der ersten richtig bedrohlichen Begegnung wirklich lange auf sich warten lässt. Die Story wird wirklich außerordentlich kompliziert erzählt und lässt viel Raum für Interpretation. Über die gesamte Zeit bleibt es ein moderater Walkingsimulator mit einer leichten Horror-Atmosphäre.

Zusammenfassung

Wertung - 65%

65%

Es war sicher nicht einfach, den ersten Teil zu beerben, waren die Messlatte doch sehr hoch angesetzt. A Machine for Pigs versucht im Spiel die sehr interessante Story auf symbolische Weise zu erzählen - das fordert den Spieler aufzupassen und den Faden nicht zu verlieren. Der Aspekt des Gruselns bleibt jedoch auf weiten Teilen im Spiel deutlich hinter den Erwartungen zurück. Für Fans der ersten Stunde kann ich gerade noch so die Empfehlung aussprechen, aber wenn man mit Amnesia bisher nichts zu tun hatte, wird man diesen Teil garantiert nicht vermissen. Schade.

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